20. Juli 2019

Alles ist immer ... unfertig.

Tat er von seinem hohen Ross aus gut oder nur prächtig?
Ich eilte am Rathaus vorbei, ein Zwerg lächelte mich an, den hatte ich hier noch nicht gesehen. Ich blieb stehen, hielt an und inne.
Um was geht es im Leben? Wenn einem einer oder eine diesen „Film“ erklärt, tut, als wüsste er/sie es, dann ist das Blödsinn. Der Zwerg ist jetzt jedenfalls im Kultur-OL nachgetragen wie Tafeln des Dresdner Revolutionsweges der FRIEDLICHEN Revolution am Ende der DDR, der nicht fertig wird, wie die Wiedervereinigung, wie Stationen des Kaitzbach-Kunstweges Mnemosyne im Märchen- sowie im mehr oder weniger Brunnen-OL.

Das Leben wird unter vielem anderem mit einer ständigen Baustelle verglichen. Dresden geht es gut, insofern es einer Stadt gut gehen kann, da wird immer irgendwo gebaut, werden nach wie vor Bombenlücken zugebaut. „Aus dem Augen aus dem Sinn.“ „Der Krieg ist vorbei“, tobt anderswo, „kommt schneller zurück, als du denkst, ...“, singt Judith Holofernes.
Wo sind all die Bäume hin? Stürme entwurzeln sie, sie müssen Beton weichen, Gebäuden und Straßen. Lehm und Holz sind gute Baustoffe, sie sind lange nicht so schädlich wie Metalle und anderes, brauchen zum Einsatz als Baumaterial weniger Energie, dämmen/isolieren, lösen sich ohne Gifte auf im Kreislauf der Natur.
„Schön gerade müssen sie wachsen, die Bäume in der Stadt und kein Blatt darf unten liegen (und zu Erde werden) und keine Frucht darf auf ein Auto fallen,“ sagt die bitterernste Ironie. Lieber zerschneiden wir die Luft mit einem Laubsauger und zerstören so die Erde.
Der Verkehrsstrom fließt, Flüsse, Adern der Erde versiegen. Jetzt, vorm Kollaps(?) „brauchen“ mehr und mehr Menschen ein fettes Auto, für noch weniger Platz im Gegenverkehr mit und beim Überholen von Radfahrern, für noch mehr tödliche(re) Unfälle mit Kindern, für noch mehr Klimatod.
Kinder dürfen nicht spielen, sollen lernen, ha, die lernen doch besonders beim Spielen!

Immer so weiter? Nein. Irgendwann ist Schluss. Kein Weg wird fertig, doch irgendwann ist Schluss. Ein Schuss, eine Bombe reißt eine Lücke (die viel später wieder zugebaut, verschlossen wird, falls das geht). Freunde sterben, verschollen, werden eingesperrt, gefoltert, ein Cousin stirbt sinnlos im Krieg, die Cousine ist geflüchtet und weint um ihn. Menschliche Gewalt.
Es reißt einen Menschen aus dem Leben, plötzlich, letzte Woche, letzten Monat, vor Jahren sprachen, scherzten wir doch noch, sahen wir ihn, uns, schlimm genug ist Krebs oder ein Unfall wie der Sturz von einem Felsen, weil ein Seil nicht hielt, wie und wo es halten sollte. Und alles, auch Krieg, ist „nur“ Natur?! Wenn Rassismus und andere Diskriminierung Natur ist, dann aber auch Moral, Ethik, Liebe.

Er strahlte und strahlt noch und tat (mit seinem Humor) gut.
Zur Erinnerung an einen Orientierungslauffreund wurde das 15. Dresdner Stadt-OL-Angebot in der Neustadt, wo er wohnte, nach ihm benannt. Es ist in der Inneren, er wohnte in der Äußeren. 15 Leute nahmen zur ersten Nutzung erfreut und dankbar teil, spazierend, rennend, und merkten Kleinigkeiten zu bessern an, Danke! Einer, der dabei seinen ersten OL machte, hieß Janek – wie der Verstorbene.
Der Janek-Leibiger-Orientierungslauf besteht aus über 50 Orten, ein paar wie das Glockenspiel (durchs Hören und auf Anraten einer Teilnehmenden) kamen hinzu. Posten 31, 43 und 64 sind Stolpersteine bzw. Stolpersteinstellen, die von manchen überlaufen wurden. Die Höfe um Posten 47 und 49 sind nachts geschlossen. Nachts leuchtet aber manches und gibt es auch Stadtführungen. Ganz sehr früher schauten Menschen nachts in die Sterne, heute gehen viele – wissenschaftliche Interessierte – in die Uni, andere und selbe ins Theater, in Museen, schauen Filme oder hören Konzerte wie beim Palais Sommer, der gestern begann, kostenfrei sei und mir doch etwas exklusiv scheint.

Die Stadt bietet und speziell die DREWAG bot „Schnitzeljagden“ bzw. eine „Stadtrallye“ an. Eine Orientierungsläuferin, die am Mittwoch den Stadt-OL abspazierte, erzählte, einer googelte bei einer derart angelegten Preisfrage, riet und gewann, war nie vor Ort gewesen. In dem Sinne: Achtung, die Dresdner Stadt-OLs kosten kein Geld und hier gibt keinen Scheiß zu gewinnen! Es geht darum, zu erleben, zu entdecken, wahrzunehmen, WAS DA IST und (wahr) war, sich zu bewegen, SELBST zu denken, nicht mehr und nicht weniger. Kultur ist und darf keine rein finanzielle Sache sein. Das mag „China“ vielleicht anders „sehen“, Gedanken sind eben auch Kultur. Sicherheit kann einengen. Freiheit heißt vor allem auch Verantwortung.

Wir überlasten die Erde wie uns selbst. Landwirtschaft sollte nicht in blindem Massenwahn, sondern klein erfolgen, wie es tausende Jahre funktionierte, eigentlich wissen das viele, wenn nicht gar die meisten. Und diese Vielen bzw. Meisten sind schon so viele, dass kaum noch im Kleinen alle ernährt werden könnten?

Die Mächtigen können am weitesten stürzen. Wie also mit ihnen umgehen?

Wir schlucken Medikamente und Wut, schimpfen, wenn jemand weint, anstatt ihn/sie/es in den Arm zu nehmen, zu trösten, hören immer noch viel zu oft Vorträgen anstatt einander zu in fröhlich-ernsten Gesprächen auf einer Augenhöhe, sehen und markieren und bewerten Unterschiede statt GEMEINSAMKEITEN zu FÜHLEN, wahrzunehmen, ernst zu nehmen, arbeiten und kämpfen gegen- statt MITEINANDER.

Wir Menschen sind eben nicht gleich, Gleichschaltung ist Tod, es geht u.a. nach meiner Prägung und meinem Empfinden um Gleichwertigkeit, nicht ums Bewerten, sondern ums Schätzen, ums Lieben. Wir sollten achten und nicht immer wieder denken, dass wir es besser wissen, können und nur korrigieren. Fehler (= Erfahrungen!) sollten Antrieb und nicht Bremse sein. Wenn wir offen für einander sind, erkennen wir, dass wir uns ähneln.

Irgendwann ist es vorbei, so oder so.

Ein Lieblingslied von Janek Leibiger, das Freunde von ihm zu seiner Beerdigung an seinem Geburtstag u.a. auf seiner Gitarre SPIELTEN, war Wann strahlst du? von Das Paradies.

4. Juli 2019

Vom (Ge)Brauchen und Verschwinden

Bauen, bauen. Bauen wir auch an unserer Menschlichkeit?!
Jugendeuropameister! Einer aus Deutschland, Dresden. Im Sprint-OL. Aus dem Verein, der das Projekt hier macht. Im Wesentlichen pflegt und entwickelt es dessen Heimtrainer. Er hat einige Trainer*innen. Es war seine Leistung. Ihm gelang sie. Zuviel Aufmerksamkeit ist zuviel. Aber dass in Dresden OL auch im Stadtgelände Tradition ist, spricht für den Titel.

Eine OL-Kinder- und Jugendtrainerin vom Post SV Dresden lobte und staunte, dass es schon ... 14 Angebote gäbe. Sie hätte sie ihren Kolleginnen, Bekannten empfohlen und zum Abschlusstraining der Kindergruppe vor den Sommerferien den Entdecker-OL genutzt. Damit sich die Teilnehmenden über das Postennetz verteilen, hatte jeder/jede einen anderen Anfangsposten, was für einige etwas weitere Einlaufstrecken zum ersten Posten bedeutete.

Auch beim USZ der TU Dresden hat OL im Sommersemester Tradition. Zum Studenten-OL-Kurs vor zwei Wochen wurde der Schüler-OL genutzt. (Ja, vielleicht kommt in den nächsten Jahren noch ein Studenten- und/oder Campus-OL hinzu.) Nur für die Form der Bänke half erst die Karte mit den Lösungen drauf. Ja, nach was sehen sie denn aus? Als Tipp: ein so naheliegender genauer Blick auf die/Vergleich mit der Karte hilft!

Zum Abschluss der diesjährigen Schul-OL-AG an eben jener Schule mit den Bänken (die AG wird fortgesetzt und mit ihr sicherlich die Nutzung etlicher der hier mehr und weniger festen Stadt-OLs) wurde Rainer Müllers Foto-OL genutzt. Ein Foto ist nicht mehr ganz aktuell, aber gerade das ordnet wohl jede/r richtig zu, der/die es (ver)sucht. Aber ist die 13 wirklich oben? Reicht Hochgucken oder muss man hochlaufen? Passt da (scheinbar) auch ein anderes Foto? Posten 8 liegt nach wie vor versteckt in einer Baustelle des Zwingers. Das Ende der Bauarbeiten wird für Ende des Jahres angekündigt.
Genauso der Bau am Blauen Wunder (der Übergang flussabwärts ist gesperrt). Nächstes Jahr im Winter soll, wenn es klappt, dort spazierend, wandernd ein weiterer festerer Stadt-OL entstehen.

Morgen wird die neue Straßenbahnverbindung zwischen Lenné- und Wasaplatz über den Bahnhof Strehlen eingeweiht. Damit sollten die vielen Baustellen dort auch langsam (ver)schwinden. Und dann könnte auch diese Karte wieder auf einen aktuelleren Stand gebracht werden. Könnte, weil die Zeit nicht reicht, um zu machen, was nicht unbedingt gemacht werden muss und will, wenn vieles anderes mehr drängt.

Im Zuge von Bauarbeiten wurde nicht nur die Innenstadt-Altstadt-Karte überarbeitet, sondern gerade auch durch die Entstehung des Geschichts- und Born-to-go-/Brunnen-OL der Denkmal-OL angepasst, wurden sie alle drei klarer gegliedert, ergänzt, optimiert. Und weil es so heiß war und wohl oder übel auch wieder wird, sind jetzt auch in allen die Trinkbrunnen als Getränkepunkte markiert.

Die wiederholte Nutzung des Pflanzen-OL zum Abschluss einer anderen Schul-OL-AG fiel heute kurzfristig aus. Zeit für anderes.

Was ist wichtig im Leben? Leben? Ist es sinnvoll? Weil/wenn es Sinn(e) (er)gibt?

Vor 10 Jahren (am 1.7.) wurde Marwa El-Sherbini in Dresden ermordet. Derzeit findet eine Gedenkwoche statt. Ja, benennt den Park vorm Landgericht nach ihr! Das ist das Mindeste. Rassismus und Gewalt gegen egal wen sind das Schlimmste, was Menschen Menschen antun können.

Demnächst entsteht der 15. Dresdner Stadt-OL (nicht ganz neu) der Art dieses Projektes. Auch als Andenken an einen viel zu früh gestorbenen Orientierungslauffreund ...