31. August 2023

(unperfekt) Ans Herz gewachsen

wunderbare Läufe, überraschend gut
Gestern fand ein Dresdner Sprint-OL in Pirna statt. Dieses dominante Dresden!
Pirna hat eine hübsche Innenstadt.
Und Leute, die Orientierungslaufposten klauen.
Und eine krasse Geschichte: Holocaust, Rassismus, Rechtsradikalismus. Und trotzdem ist auch Schönes zu sehen.
Mit dem Sprint auf/mit meiner ursprünglichen Karte von vor einem Jahr für und durch einen Freund kann nun auch der Stadt-OL dort offiziell eröffnet und genutzt werden: der Schönes-Biest-OL (oder auch Mensch-OL).
Ich brachte dem Freund etwas Kartenaufnahme bei. Von ihm kann ich lernen, weniger Angst vor Kritik und Bewertung zu haben.
"Ein Fehler - na und?!" Manchmal vielleicht sogar: "Na schön! :-)"

Die Karte ist unperfekt, weiß ich. Verbesserung sind möglich.
Der Druck war es auch, unperfekt. Der Drucker ist alt, versorgt seit Jahren die Landeskader-Trainingslager und ein Haufen Heimtrainings inklusive der Sprintserie und ab und an noch Schul-OLs und gar einzelne Wettkämpfe.
Ausschnitt, Postenbeschreibung abgeschnitten - kein Weltuntergang
Aber vieles war gut und der Sprint dort überhaupt erst durch mein Engagement möglich. So.
Ein Vereinsmitglied meinte, der Sprint sei spannender gewesen als der bei der Senioren-WM in Kosice.
Und das Ergebnis war auch spannend: die schnellen Dresdner OL-Herren (ich darf mich noch dazuzählen) absolvierten die Strecke in geringen Sekundenabständen, Platz 1 und 2 trennte gerade einmal eine Sekunde.
... nun also wieder Gleichstand: zwei Führende bei der inzwischen 9-jährigen Dresdner Elitestirnbandwertung :-)
Letztes Wochenende und am Freitag gelangen mir drei gute Fels-OL und holte ich im Kampf ums Stirnband auf und ein.

Was hast du vor, mit dem Rest deines Lebens?
Die Woche vorher durchstreifte ich die Leipziger Innenstadt - samt Karte und Stadt-OL-"Posten".
Nach der Karte Leipziger Vorstadt (ein Teil des Stadtteils ist drauf) in Dresden legte ich eine Karte vom Leipziger Zentrum an.
Die Innenstadt würde für Sprint-/Stadt-OL viel hergeben mit ihren Durchgängen.
Nur sind dort meist ein Haufen Menschen unterwegs.
Nach Verschiebung von 2021 soll das Turnfest 2025 in Leipzig stattfinden.
Vielleicht entsteht bis dahin die Karte samt Gehdenk- und ZuHause-OL oder so.
We will see.

Manche trauen sich in ferne Länder. Manche verlassen ihre Stadt kaum.
So verschieden spielt das Leben.

Ist es Schutz, wenn einem mit dem Alter weniger berührt? Stirbt man dann nicht schon?
Verliert man dann nicht auch den Sinn fürs Schöne, die Freude? "Häng dein Herz an die Freude!"

Mir sind einige Menschen ans Herz gewachsen.
Und der OL ist es mir auch.

Vielleicht ist alles Leben und Sein das Streben nach Perfektion und Glück, Ausgleich und Gerechtigkeit, die es nie gibt, aber immer treibt es uns dahin und so vielleicht doch weiter vom Erfüllen weg, als wir je einmal waren.

8. August 2023

Was übrig bleibt

Münchhausen? Foto: A. Woy
Als ich vom Riesengebirge nach Nordböhmen radelte, kam mir immer wieder meine neuste OL-Karte und mein neusten Stadt-OL in den Sinn. Einen Tag später erhielt ich die Info von einem Vereinskollegen, dass den "Lauf-OL" 10 Vereinsmitglieder dankbar gelaufen seien, die Ü50-Trainingsgruppe. Durch eine Vereinskollegin habe ich jetzt einen Posten ergänzt. Und genauso bekam ich an jenem Tag noch einmal eine sehr positive Rückmeldung zum Schul-OL dort. Der Stadt-OL in der Projektwoche wäre nicht sooo cool, aber auch cool gewesen. Muss man ihn wettkampfmäßiger aufziehen? Brauchen Jugendliche das, sich aneinander zu messen? Ist Teamplay nicht wichtiger? Warum mache ich OL-Wettkämpfe, bei denen stets die Zeit gemessen wird?
Mache ich ihn wegen der Natur, der Herausforderung, der Bewegung und auch, um schneller als andere zu sein, mich mit ihnen zu vergleichen?
Weswegen machen ihn die Spitzenläufer und -läuferinnen?

norwegische Kirche im Riesengebirge
Die Macher des Sudety Cups setz(t)en nach den Läufen ihre Karten frei ins Netz - zum Training. Zudem boten sie kostenfrei Trainings(karten) an und hingen temporäre Festposten.

Derweil findet das mindestens 30. Sommertrainingslager des Sachsenkaders OL statt. Eine Betreuerin schreibt wieder davon.
Ich war gerne Teil des Ganzen, als Jugendlicher, als (junger) Erwachsener, als "Häuptling" (Landesjugendfachwart), legte Bahnen, druckte Karten, setzte Posten, ...

Kinder zuerst, im Hintergrund die Schneekoppe
Letzte Woche fand die 2. Weltcuprunde in Tschechien statt und ich schaute unter vielen anderen vor Ort zu - und doch mehr auf die Leinwand. Professionell wurde alles veranstaltet. Verrückt mutet sich mir dennoch der Aufwand an: Werbeschilder und Kameradrohnen im Wald (Schilderwald?). Das werde das neue Normal sein, sagte ein erfahrener OLer. Hat mal wer Mutter Erde gefragt? Steht ein krasses Unwetter vielleicht doch damit im Zusammenhang?! Das wollen wir nicht wahrhaben, nicht hören? Schon das Sichten von Radrennsports mit massig Autos und Motorrädern vorneweg und zwischendrin davor ließ mich an jeglichem Umweltgedanken zweifeln. Ja, Autorennen ist noch viel verrückter. Trotzdem. Ja, es gibt auch sinnvolle Aktionen: Ess- und Trinkbehältnisse selbst mitnehmen.

wohin der Weg trägt, entscheiden die Bohemien
Parallel fand die 2. Czech O Tour-Runde statt.
Was verpassen wir, wenn wir durch Stadt und Wald flitzen?
Manchmal meine ich, schicke Denkmäler (mögliche Stadt-OL-Posten :) sind mir lieber als Menschen. Sie sind ruhig, "berechenbar", unvergänglicher (auch nicht unvergänglich), aber eben auch tot.
Am Ende sind es doch lebendige Begegnungen:
der vertraute und lachende Student aus dem Verein, der ehrenamtlich beim Weltcup hilft,
die ukrainische Nationalläuferin, die applaudiert, als die gebürtige Russin, jetzt Schweizerin, 2. wird,
bekannte Gesichter, die grüßen,
der Freund, der spricht, was er wahrnahm und wahrnimmt,
die (wahrscheinlich wohlhabende) Schweizerin, die OL-Schuhe wegwirft, weil sich die Sohle abgelaufen hätte, der, der die Schuhe rettet, und die Tschechin, die sich für ihren Sohn freut, dem sie die noch guten Schuhe geben kann,
der deutsche Nationalläufer, der an Althergebrachtem zweifelt und dem Freude am OL wichtig ist,
die ehemalige Nationalläuferin, die ein wenig schwelgt, ein wenig bereut,
der ehemalige Jugendnationalläufer, der es nicht leicht hatte und dem ab und an OL in Tschechien zu laufen Freude bereitet,
(ältere) OLer, die ernst sich grämten, da sie Posten gesucht, die langsamere Route gewählt, zu wenig auf der Karte erkannt hatten. Beim Weltcup freuten sich die Sieger und Siegerinnen (eine schaut auch gewinnend noch sehr ernst). Und die anderen? Die ersten 3-6 meist schon noch. Aber der "Rest"?
Ich bin davon keineswegs ausgenommen, gewann 3-mal deutlich (u.a. Wein) und tat bei der letzten Etappe so was "Unnötiges", wie absichtlich den Endposten wegzulassen.
Schon der Gedanke daran gestaltete den Lauf anders: Ich sah mehr, mein Blick weitete sich, etwas entspannte sich, auch für die O-Aufgaben, lenkte auch davon ab, und ließ mich fragen, worauf es ankommt, wer ich bin, was übrig bleibt ohne sportlichen Erfolg.
Unbedacht: es "greift" andere an, rüttelt, wenn auch für die meisten unbemerkt und unrelevant, am System, für Momente am "Weltbild" derer, die es mitbekommen. Oder es seien meine Faxen. Die Masse macht dagegen keine? Haha.
Genauso wie Kritik(er) am Gesellschaftssystem angefeindet und bekämpft wird/werden, damit es bleiben kann, wie es sich nicht halten kann?
Mir fällt es (auch) schwer, Entwicklung und Wandel zu begrüßen, damit bin ich wenig allein.

Blüten, Steine hören, Musik, Musen sehen - in Ceska Lipa
Bleibt das tiefe Gefühl auf der Strecke wie der Wald?
Bewahren wir den Amazonasregenwald, der noch intakt ist?
Hier soll ein (Auto)Chipwerk gebaut werden, das ein Haufen Wasser verbraucht, das so schon fehlen wird - mit Milliarden Euros (aus "Klimafond" des Landes) gefördert und so einen "Klimafreundlichaufkleber" erhält.
Lebensstil und Klimakrise kann nur zusammen gedacht, vielmehr zusammen beeinflusst werden, und ich glaube, es kann Gewinn sein.

Und dort, z.B. etwas weiter im Osten, erschießen Soldaten einander, die Männer und Menschen sind und waren, die fühlen oder fühlten, die scheinbar nicht zählen, wenn nicht um sie getrauert wird, wenn sie sozial abgeschnitten wurden oder nur Helden oder "Hunde" sein dürfen, wenn nicht bedauert wird, dass sie fehlen. Und so zieht sich der Krieg, verwüstet und verwundet, Meter um Meter, Tag um Tag, für Generationen, global umspannend. Und alte Krisenherde platzen neu auf. Und die Opposition töte ja so viel besser, täte, wollte ich schreiben.
Und manche Männer markieren ihre scheinbare Männlichkeit mit Dominanz und Gewalt und verstecken dahinter Angst und alles Fühlen.
Was bliebe übrig, nähme man ihnen, nehme man mir alles Äußere weg?
Aber wir sind nicht und können auch nicht alle "Buddas und Yogis" sein, die von Licht und Almosen leben.
Kann es reichen, ein paar Schmetterlinge aus Häusern und Schnecken von der Straße vor dem Tod zu retten, ein wenig Müll aus dem Wald zu tragen, zufrieden zu sein?


Ausgewählte und zu postenärmeren Trainings verbundene Nacht-OLs sollen zu Beginn der neuen Saison unserer Vereinsjugend dienen.

Zuletzt, auch wenn es erweiterungswürdig ist und vielleicht doch nicht genutzt wird: hier der "Wer-wie-was-OL" durch Übigau.