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Rundumblick vom Jizera/Siechhübel aus, 9.2.23 12:00 Uhr
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Zieht das Gefühl der Achtung und des
Vertrauens gegenüber der Natur aus unseren Herzen, aus unserer
Sprache und so aus der Welt? Ich meine weder bereits Dankbarkeit, die
das Denken braucht, noch Demut, die unterscheidet und in Demütigung
(sich oder/und anderen gegenüber) enden kann. Ich meine den Zauber
der Welt in dem Moment, in dem wir sie erkennen ohne sie zu benennen
(bis auf ein freudiges Glucksen, wie es Neugeborenen noch innewohnt),
ohne sie zu (zer)gliedern und meinen sie so zu verstehen, ohne sie
auf Papier oder ins Netz zu bannen. Vielleicht ist des Zaubers Natur
ein Wimpernschlag, wie kurz nach dem Aufwachen, etwas zwischen einem
flüchtigen Erschrecken und Staunen und Schmunzeln, ob seiner
Wahrheit und Vergänglichkeit, kurz bevor es schon zerdacht wird.
Ich meine auch keine Schuld, die wir
uns aufladen und die uns abhält mündig und verantwortlich zu
agieren. Ich meine unser Fühlen, uns nicht gut zu fühlen, was wir
allzu leicht mit „schlechtem Gefühl“ verwechseln und darum
abwehren, nieder reden, ja, in uns ersticken, ersäufen, verbrennen,
vergraben. Doch was ist die Natur der Natur, wenn nicht Wiederkehr.
Und das höchstens im religiösen Wortsinne rückbesinnend, dass sich
Natur durchsetzt – wertungsfrei.
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Rundumblick vom Smrk/von der Tafelfichte aus, 9.2.23 14:00 |
Mutter Erde ist auch ohne uns, folgt
ihren Gesetzen, aber sie hält uns auch ein Spiegelbild bereit. Sind
wir gewillt unverblümt hinzusehen? Naturkatastrophen gab es schon immer, noch
nicht lange leben an so vielen Orten so viele Menschen, doch dass die
Natur, voran das Klima (langfristig) und Wetter (regional) zunehmend
verrückt „spielen“, ist auch Folge unseres Umgangs mit ihr und
uns.
Ich habe mich verausgabt und zog mir
wiederholt im mir so vertrauten und in meinem Leben liebgewonnenen
Isergebirge von Sportkollegen das zu, was mir eine Nacht gefühlt den
Kopf zermarterte. Halte ich inne, höre ich zu oder ignoriere ich,
mache ich weiter wie bisher?
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Ach dort, zum Smrk hin, Richtung Schneekoppe gesehen.
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In einem DDR-Buch wird das Isergebirge
noch mit einem Zauber zwischen Glasmacherei, Vogelfängerei und
Kurbädern beschrieben. Obgleich damals viel Wald gerodet worden war,
später Kohleverbrennung und daraus resultierender saurer Regen Bäume
absterben ließ. Immerhin erzählt es noch von der bzw. war es im
Vergleich zu unserer die Zeit vor der Digitalisierung. Ja, es
herrschte auch damals die Angst vor dem Krieg Sonnenauf- gegen
Sonnenuntergangsland. – Ich träumte fiebrig vom Bündnis mit
Russland und allen Ländern gegen niemanden. Ist mein Fieber
gescheiter als die Herrschenden? Im Krieg liegt die Demokratie am
Boden, sie will statt Waffen Frieden, doch niemand hört sie,
geschweige denn hört auf und hört auf sie? Ab wann geht
Verteidigung ins Diktat des Angreifers über? Fatal, wenn einer (wenige) über
andere (viele) entscheidet (entscheiden), noch fataler, wenn dieser über Menschen in einem
anderen Land entscheidet, ob sie z.B. Soldaten werden „sollen“. Sold.
Wie in Coronazeiten für den Kampf mit Impfstoffen ist für den Krieg
Geld da. …
Ich bleibe bei meinem Zwiespalt, da ihn
empfinde: gute Karten sind Gold für die Orientierung und sie lösen
mit der Zeit vielleicht sogar Probleme, die sie schaffen (verzerrte Bilder geraderücken), aber sie
erschließen und stören auch das Gebiet und ihren Zauber, halten
Grenzen fest, die festgesetzt und weiterhin gewaltsam verschoben
werden. Und doch: Bewegen im Wald steht im Interesse der
Gemeinschaft. Und doch: welch Energie digitale Geländemodelldaten
erfordern, verschlingen. Und doch: welch Präzision. …
Ich habe vor bald 10 Jahren für
Freunde und mich eine Ski-OL-Karte vom Isergebirge angefertigt, da
wir vorher mit für mich nicht so leserlichen Karten unterwegs waren,
auch auf der Suche nach Posten. Im Randbereich bei Bedrichov gab es
damals auch Ski-OL-Karten – von einem Tschechen, der vor 1990 in
den Westen ging – und zurückkehrte. Mittlerweile ist auch mehr für
den Fuß-OL kartiert – erschlossen. Die WM-Mittelstrecke fand 2021
dort statt, 2019 die Tschechische Lang- Meisterschaft. Ich laufe
gerne dort, bei Schnee mit Skiern und ohne ohne. Ich habe meine Karte
überarbeitet, vielleicht will sie wer nutzen. Die Höhenpunkte ließ
ich, ein Gebirge besteht aus Bergen. „Getränkeposten“ kamen mehr
hinzu. Und mehr Wege wurden zu Loipen – sind natürlich, auch genug
Schnee vorausgesetzt, nicht jeden Winter alle so. Das Wort Loipe
kommt aus dem Norwegischen. Aus Norwegen kommen derzeit viele sehr
erfolgreiche Sportler. Sicher spielt auch Geld und natürliches
Umfeld dabei eine große Rolle, aber eben auch, dass Kinder bis 14 Jahren keinem Leistungsdruck ausgesetzt werden.
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2016 Mühlleithen, Weltcup Sprintstaffel Ski-OL, Foto: R. Tröße
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Den 56.
Isergebirgslauf/Jizerska50 (50km Klassisch Ski) gewannen auch ein Norweger und eine Norwegerin.
Trotz der Höhenmeter bewegen sich die Schnellsten im
Doppelstockschub durchs Gebirge. Von erlernt eleganter klassischer
Technik also keine Spur mehr. Hauptsache, der getestete, gewählte
und präparierte Ski ist schnell. Am Vortag regnete es auf den
Schnee. Wäre der Lauf nicht vor ein paar Jahren um einen Monat in
den Februar verschoben worden, wäre er schon noch öfter ausgefallen
oder verkürzt ausgetragen worden. Die „Cracks“ liefen neben den
Loipen, in den Schneemobilrillen, die „schneller“, glatter waren.
Über 2h fahren solche Lärm und Gestank absondernden Fahrzeuge vor
den Führenden her, damit andere Menschen das Rennen „live“ im TV
verfolgen können. Ja, ohne solche keine präparierten Loipen, aber
der Zauber der ersten Isergebirgsläufe als Abenteuer mit Holzskiern,
wo man das „Knuspern“ des Schnees hörte oder sogar sein Fallen
und die kalte Luft nicht beißend nach Benzin roch, blieb auf der
Strecke. Damals machte ich nicht mit, lebte
ich noch nicht, vor (über) 10 Jahren ein paar Mal, aber dann wollte
ich den Stress für Geld nicht mehr, wenn ich auch so und mit mehr
Genuss so laufen kann. Was tut es zur Sache 500. oder 1000. zu sein?
Warum meinen wir uns messen zu müssen?
Wie lange geht es noch um
Geschwindigkeit, Rekorde, Erschließung? So oder so nicht mehr lange.
Ein Maximum an Möglichkeiten und
(Un)Verträglichkeiten kann nicht gesteigert werden. Und nach Wissen,
Einsicht und Umdenken kann nur noch Umsetzen Kipppunkte noch
aufhalten, wenn sie nicht schon überschritten sind, da die Trägheit
noch greift. Einige Menschen tun einiges dafür.
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Ohne Spaß fehlt waß, 8.2.23, Foto: P. Müller
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Aber warum bauen wir unsere Länder ab,
um Autos zu bauen und Energie in sie zu stopfen, und lärmen
blitzerschnell über Autobahnen (wobei uns die „gewonnene Zeit“
der Zeit der Reise vielmehr beraubt), um dort Urlaub zu machen, wo
kein Land abgebaut, eher unbebaut ist und kein Lärm die Stille
verschlingt und Bildschirmlicht das echter, uralter Sterne
verschluckt, anstatt dort, wo wir leben, das Land mit seinen
Gewässern und seiner Luft, die Natur lebenswert zu halten? Weil es
„alle“, viele, vielleicht die meisten machen und wir dazugehören
wollen? Nur natürlich! Nur natürlich?
Solange läuft etwas schief und
bekommen wir es im Kern mit, solange noch der Fortschrittsglaube
allein vorherrscht, Digitalisierung „alles“ erleichtere und
beschleunige – tut sie: sie erleichtert uns ums Denken, das wir in
der Abstraktion der Laut- und Schriftsprache zur Verständigung und
Bedürfnisregulierung noch brauchten, und sie könnte unseren
Untergang beschleunigen.
„Oh, der Wieland, so ein
Miesepeterich und Schwarzseher wieder!“ Ich bin nicht das „Wieder“,
die Natur ist die Wiederkehr!
Stört dich, dass etwas dran ist?
Müsstest du dazu mal nicht an deinem Zweifel zweifeln oder an mir
als Zweifler? Im Zweifel für den Zweifelnden! Ja, ich bin viel
lieber für Optimismus und Zuversicht, aber eben auch nicht blind.
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