8. August 2018

Feiernd geht die Welt zugrunde? Neuer Stadtteil-OL

Blick von der Agneshöhe, wo ein Laubegaster 2017 OL anbot
Es ist heiß, „zu heiß“ für unsere Breite, „zu lange“ heiß, Pflanzen verdorren, Wälder brennen, Gewässer versiegen und ersticken, Tiere werden notgeschlachtet und Menschen verhungern – immer noch vorallem anderswo. Vor 16 Jahren regnete es in unserer Gegend so sehr, dass Flüsse wie die Elbe deutlich über die Ufer traten, die wir Anrainer ihnen zubilligen. Wasser zu hoch, zu niedrig, zu dreckig, zu warm. Schifffahrt soll bitte immer funktionieren, ging ja früher auch. Der Fluss als Lebensader, Kühlmittel, als Transportweg, Touristenmagnet, als Sportstätte und Abwasserleitung. Die Natur wird schon den Rest reinigen und richten, sich erholen. Wird sie?

Am 1. August war Erdüberlastungstag 2018, er rückt nach vorne. In Deutschland war es bereits der 2. Mai. Wir leben über unsere Verhältnisse.

Dresden Laubegast wurde 2002 vom Hochwasser um- und durchspült zu einer Insel. Kurz zuvor kamen Ideen zur Bebauung der Elbwiesen auf. Seit danach kursieren Ideen einer – hohen –„Hochwasserschutzmauer“. Als ob Einengen Platz für Wassermassen schafft – im Gegenteil. Als ob sich nicht das Grundwasser von unten hochdrückt. Und wohin fließt es hinter der Mauer ab? Wo ist das Leben mit dem Fluss?

Überraschung am Kontrollpunkt beim ersten Laubegaster OL
Seit 2003 erinnert das Inselfest Laubegast an das bisher höchste gemessene Elbehochwasser und kommerzialisierte sich zum Teil mehr und mehr. 2013 fiel es durchs 2. Jahrhunderthochwasser aus. Dieses Jahr pausiert es. Es zieht alle an, Kleinkünstler wie Kleingärtner, immerhin. Ab heute und am Wochenende ist Laubegast zu Gast in Laubegast (Austausch mit einem polnischen Laubegast samt jährlicher Friedensradfahrt), Ausstellungen, Lesungen, ..., zig mal im Jahr ist Feuerwerk in Dresden (Lärm, Smog, Müll für eine zweifelhafte Schönheit in anderen Städten längst abgeschafft), am 19.8. ist das Laubegaster Frühstück – samt Elbschwimmen? 

Laubegast hat Geschichte, Kultur, wurde vor 10 Jahren 600 Jahre alt. 2008 fand auch der erste Orientierungslauf „auf der Insel“ statt. Bis 2012 folgte jährlich ein Lauf zur Dresdner Sprint-OL-Serie, 2015 einer zwischen Laubegast und Tolkewitz und 2018 der bisher letzte. Drei weitere Sprint-OL-Trainings fanden 2012 (Wichtel-OL), 2013 (für Nationalkader) und 2016 (unmittelbare Vorbereitung auf die DM Sprint und Sprintstaffel) statt. Auch wurden bereits zwei Schul-OL in der Grundschule Caroline Neuber ausgerichtet und einer im nahen Toeplerpark.
Ein fester Stadt-OL bietet einen kleinen, teils amüsanten, aber auch ernsten Einblick in den Ortsteil, eine Entdeckungstour. Laubegast ist ein Schmelztiegel, eine kleine Insel der Vielfalt. Im Insel-OL geht es vor allem auch ums Wasser, den Fluss, die Elbe.

11. Juli 2018

Das Projekt anderswo, Fußgänger, Migration und OL-(Welt)Meister

alte Feste + Festposten, Bielefeld
Deutschland ist Weltmeister. Ein Deutscher, Juniorenweltmeister. Im Stadt-Sprint-Orientierungslauf. In Ungarn. Seit gestern Nachmittag. Colin Kolbe heißt er.
Vorgestern wurden bereits zwei deutsche Männer, Michael Finkenstädt sowie Helmut Conrad, Seniorenweltmeister. In Kopenhagen. Also ebenso in urbanem Gelände.
1991 wurde zum ersten Mal eine Deutsche, Kristin Liebich, Juniorenweltmeisterin im OL, 1998, vor 20 Jahren, das erste Mal eine Deutsche, Karin Schmalfeld, Studenten-OL-Weltmeisterin. 1999 holte eine Dritte, Frauke Schmitt Gran, mit Bronze das bisher beste Ergebnis bei einer Elite-OL-WM für Deutschland. In Schottland war das damals.
2002 wurde die deutsche Herrenstaffel bis 18 Jahre Jugendeuropameister in Polen, 2008, demnach vor 10 Jahren, ein Deutscher, Christoph Prunsche, Jugendsprinteuropameister in der Schweiz, 2013 eine Deutsche, Dresdnerin Dorothea Müller, Doppelvizejugendeuropameisterin in Portugal, um einige der besten Ergebnisse zu nennen.

Nationalitäten, Grenzen, ... Menschen wandern seit eh und je(sus)
aus und ein
und schon lange vorher. Die älteste, natürlichste, gesündeste, am wenigsten umweltzerstörendeste, inzwischen unsichtbarste Fortbewegung von uns Menschen ist Laufen, schnell, langsam, Gehen, Rennen.

Budenheim, dunkelhäutige Menschen in Westdtl. normal(er)
Niemand kann übers (Mittel-)Meer gehen. Viele kommen illegal aus Afrika. Und in Europa macht das vielen Angst (vor ihnen und um sie) haben diese Menschen auch. Europa kolonisierte die Welt und bekommt eine späte Rechnung dafür. Solange wir nicht bereit sind, von unserem Reichtum und Wohlstand vorallem auch aus Ausbeutung anderer
Menschen und Gegenden
entstanden und künstlich gehalten wirklich abzugeben, werden Menschen von anderswo, meist aus ihrer Heimat (liebe Heimatliebende!), fliehen.

Wo mache ich meinen nächsten Urlaub? Und wie gelange ich dorthin?
Was unterscheidet den Afrikaner bzw. Franzosen, Belgier, Engländer, ... mit afrikanischen Vorfahren (haben wir weit betrachtet sehr, sehr wahrscheinlich alle!) auf dem WM-Fußballfeld von dem im Schlauchboot?
...
Gehen bringt auch Gedanken in Gang! Wer es noch nicht wissen sollte, vergessen hat.


Was lief bisher in der Projektpartnerschaftsstadt Bielefeld und Projektpartnergemeinde Budenheim bei Mainz?

In Dresden wird es weitere Stadt-OL-Karten samt festen -Angeboten geben, in Stadtteilen weiter weg der Innenstadt. Um zu gehen, zu laufen und nahe Welt kennenzulernen.

Ach und in den Vogesen in Frankreich gibt es beispielsweise ein Festpostennetz mit Zangen, mit denen früher, noch vor 20 Jahren, regelmäßig die Posten registriert wurden, welches einige Dresdner/Sachsen demnächst nutzen.

29. Juni 2018

Stadt-OL macht Schule

Und Dresdner Schüler machen (Dresdner Stadt-)OL.

Individualsport? Staffel- und Team-OL verbinden Menschen
Der Juni ist nicht nur der Monat des weltgrößten Staffelorientierungslaufes Jukola in Finnland, die zum 70. Mal ausgetragen wurde und bei der tausende OLer wie eine Herde Tiere durch den Wald ziehen. Auch richtete die OL-Jugend des USV TU Dresden den 11. Dresdner Vielposten-OL aus – im Zittauer Gebirge.
Um am letzten Junitag folgt der Elbtal-MTBO (= Mountainbike-Orienteering), bei dem auch wie beim Stadt-OL besondere Postenstandorte eine Rolle spielen: Höhlen, schöne Felsen, ...

Aber der Juni war dieses Jahr besonders der Monat des Schul-OLs in Dresden und Umgebung.
Rekapitulation: etwa 10 Schul-OL-Veranstaltungen an denen Schüler von etwa 13 Schulen OL machten, darunter im Rahmen der Kreis-Kinder- und Jugendspiele. Die letzte (Schul-)Woche passierte am meisten und nutzten zwei Schulen Stadt-OL-Angebote, so dass sie ohne besondere bzw. weniger Vorbereitung und ohne ein gesondertes Kontrollsystem wie SPORTident auskamen.
Am Montag liefen zwei 5. Klasse des Sportgymnasiums den Entdecker-OL im Großen Garten. Die Lehrer*innen und eine Referendarin waren begeistert und wollen sich jetzt die anderen Karten herunterladen und anschauen. Das System ist verstanden, so dass sie den nächsten OL in dieser Art auch alleine hinbekommen. Schnell entstehen Ideen und Wünsche, wo noch (was für) ein Stadt-OL gemacht werden könnte, Beispiel „Erich-Kästner-OL“. An dieser Stelle sei einmal mehr gesagt: Schul- und Stadt-OL-Angebote sind weitestgehend rein ehrenamtlicher Natur. Und das alles neben den regulären Vereins(kinder)trainings.

Was glotzt du? Nur Kino? Oder auch Welt und dein Leben?
Am selben Tag gingen auch Gymnasiasten (5. bis 11. Klasse) der Semperschule (Standort Semperstraße) in ihrer Projektwoche über zwei Strecken mit Karten auf Entdeckungstour im historischen Park. Nach der Mittagspause noch nicht genug wurde der Schüler-(Foto-)OL getestet, zumindest so viele Standorte in diesmal freier Reihenfolge besucht, wie in 45min bis 1h kräfte- und konzentrationsmäßig nach dem Vormittag noch angelaufen werden konnten. Zwei weitere Gruppen von jeweils ungefähr 26 Schülern probierten dies am Mittwoch und Donnerstag ebenso in vorrangig 2er-Teams aus.

Und es ist trotz Ferien noch immer nicht vorbei: OL wird auch beim Sportcamp der Sportjugend Dresden am folgenden Montag angeboten.
Der Juli bis in den August hinein ist dann aber Pause? Nein, da finden Trainingslager und Mehrtage-OL statt, sowie die Junioren-, Studenten, Senioren- und nicht zuletzt die Elite-WM. Die letzte ihrer Art mit Wald- und Sprintdisziplinen. Ab 2019 werden die beiden Bereiche im Jahreswechsel seperat ausgetragen.
Und gerade laufen die Jugendeuropameisterschaften in Bulgarien, vielmehr laufen die besten Nachwuchsorientierungsläufer Europas.

Ja, es gibt viel mehr (Sport) als Fußball und wenn Fußball nicht alles ist, sieht die Welt gleich weniger verloren aus.

26. Juni 2018

OrienTIERungsläufer (kurz: OLer)

Foto von Dresdner und Wehrsdorfer OLer Ludwig Lehmann
Neues festes Stadt-OL-Angebot Nummer 2 dieses Jahr: OL im Zoo Dresden.
Geht das? 2016 ging es erstmals zu den Kreis-Kinder- und -Jugendspielen. Und gab es auch noch einen OL zum Schneeleopardentag. Und nun, 2018, gibt es die bessere Zookarte die sich aber an der orignalen vom Zoo orientiert auch frei verfügbar. Mit Postenkreisen markiert sind die Stellen, an denen Schilder und Schautafeln mehr von den Wesen hinter den Zäunen, Gittern und Scheiben preisgeben.

Foto von Robotron-OLer P. Gawlitza
Manche Postennummern beziehen sich auf zwei Kreise. An vielen Orten gibt es mehrere Tierarten zu entdecken, zumindest theoretisch, und kennenzulernen: Wie sehen sie aus, woher stammen sie?
Manchmal ziehen sich die Tiere auch, so gut es geht, zurück. Es ist sicher kein ganz natürliches Leben im Zoo, aber immerhin ein Leben, ein versorgtes. Tierparks ändern sich, auch darüber geben Infotafeln im Gelände des Zoos Auskunft. Auf der anderen Seite steht die Ausrottung vieler Tierarten und Pflanzenarten durch das verrückteste Tier der Erde, uns Menschen.
Vielleicht trägt der Tier-OL zur Sensibilisierung von ein paar menschlichen Zoobesuchern für seine Mitgeschöpfe auf unserem gemeinsamen Heimatplaneten bei.
Orientierungsläufer begegnen im Wald nicht selten und unverhofft auch größeren Waldtieren. Und der Fuchs gilt als eines der Symboltiere dieses Natursports.

Rückmeldungen nach Probegängen (nicht Proberennen!) sind wie immer erwünscht.

31. Mai 2018

Welt auf für Weltorientierer

Foto-OL-Foto mit freundlicher Erlaubnis der VHS Dresden
Am 14. Mai war der (Deutsche) Tag des Wanderns, am 22. Mai (Internationaler) Tag der Artenvielfalt, am 26. und 27.5. der Lange Tag der Stadtnatur in Dresden und vom 23. bis 29.5. World Orienteering Day (WOD). Nichts was keinen Tag hätte, um Aufmerksamkeit zu erhaschen und dadurch existiert schon wieder ein Überfluss an Informationen und Mach-was-Angeboten. Manchmal braucht es besser auch einfach mal Pausen. Wie wäre es mit dem Tag der Pause? Ist das der Sonntag noch? – Der nicht für groß Geplantes, Durchorganisiertes draufgeht? Oder muss man erst krank werden?

Schulfrei, Ferien, Urlaub. ... Was bedeutet Urlaub in Afghanistan? Warum Afghanistan? Wo liegt das überhaupt genau? Schon mal geschaut?! Einige Afghanen sind hier, sind Menschen. Das man das überhaupt betonen muss! Sie sind hier, auch weil deutsche Waffen dort sind, in ihrem Land, und durch Menschenhand und gefühlskaltem Verstand morden. ...

Naturerlebnistage. Bitte schön nur an diesen Tagen (Natur er)leben? Eine Realität: nicht wenige (deutsche) Kinder haben Heuschnupfen und Angst vor Ameisen.

OL ist Naturerlebnis, in der Stadt sicher weniger, dort eher Kulturerlebnis, ist „psychosomatische“ Bewegung (im Sinne von Gesundheit), ist sich Zurechtfinden (in der Welt und für manche im eigenen Leben), soll nicht nur für eine Elite sein, nicht nur für (gebürtige) Europäer. „OL für alle!“ Bzw. ist es günstiger, dass manches, mancher Sport nicht so groß ist, damit er und es nicht so kommerziell, kommerzialisiert wird. Und Einzelne dadurch kaputt gemacht werden, sich kaputt machen.

Um im Kleinen zu bleiben: Im Rahmen des WOD war auch Dresden ein klein wenig weltoffen (WOD = genauso: Initiative Weltoffenes Dresden), was den OL angeht: Es spazierte eine kleine Gruppe aus Deutschland, Syrien und Kurdistan (gibt es für Kurden und gibt es nicht für einige Länder, durch die sich das kurdische Siedlungsgebiet erstreckt) sowie Männer und Frauen mit (analogen) Karten durch die Innere Altstadt, suchten Standorte auf, um fotografierte Details ausfindig zu machen. Und unterhielten und verhielten sich dabei, als wären sie alle Menschen. Ach, sind sie ja! „Aber nicht wieder eine historische Stadtführung?!“ Es wurde gescherzt und gelacht, vorgesagt und nachgedacht. OL ist Freude am Spiel und Spielen ist Lernen. Und was kann mensch Wesentlicheres lernen als ein friedliches Miteinander? Überall auf der Welt.

„Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann – tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde.“ – M. Mead

Die Gruppe bestand aus (ehrenamtlichen) Lehrern und (erwachsenen) Schülern des Intergrationsprojektes ABC-Tische des Umweltzentrums Dresden. Kein Weltverbesserungsprojekt, sondern schlicht: vorallem Nachhilfe in deutscher Sprache und gelebter Frieden.